Ende der 1970er Jahre kam die „Professionelle Schallplatten-Wiedergabemaschine“ vom Typ EMT 950 auf den Markt. Diese inzwischen legendären Geräte waren wie die sprichwörtlichen Panzer gebaut! Unglaublich robust, sehr schwer (ca. 70 Kg) und extrem zuverlässig!
Es gab seinerzeit wohl kaum einen Produktionsbetrieb beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, der nicht diese Maschinen oder zumindest die etwas kleineren EMT 948 im Einsatz hatte. Was wir also in unserer Kindheit oder Jugend im Radio gehört haben, wurde ziemlich sicher von einer dieser Maschinen abgespielt, wenn nicht gerade Tonbänder als Tonträger genutzt wurden.
Die folgenden Texte und Bilder stammen aus dem Originalprospekt der Firma EMT zu diesem Gerät. Darin enthalten sind noch deutlich mehr Details und technische Daten, auf die ich hier aus Platzgründen verzichte. Der Link zum Download des Dokuments befindet sich am Ende der Seite.
Neben der Lebensdauer-Bedingung wird von Schallplatten-Abspiel-Maschinen im Rundfunk-Sendebetrieb eine sehr hohe Störsicherheit gefordert. Plattenfehler und Erschütterungen sollen die Abtastung nicht beeinflussen.
Im Gegensatz zu dem für Heim-Plattenspieler bestehenden Trend zu möglichst niedrigem Auflagedruck verwenden die Rundfunkanstalten weltweit vorwiegend Spezial-Tonabnehmer mit relativ hoher Auflagekraft von 20 bis 30 mN (d.h. Millinewton oder 2-3 Pond oder Gramm).
Wegen der übrigen strengen Qualitätsanforderungen und der Reproduzierbarkeit der Messwerte, auch nach Austausch der Diamantspitze, werden diese Tonabnehmer mit fest eingebautem Nadelträger ausgeführt und nach Fertigung oder Erneuerung individuell justiert und gemessen. Das Messprotokoll mit einzeln geschriebener Kurve gehört zum Lieferumfang.
Die Compliance und die effektive, auf die Nadelspitze bezogene Wandlermasse sind dem Betriebsauflaqedruck sorgfältig angepasst. Besonders äußeres Kennzeichen des Tonabnehmers TSD 15 ist eine Lupe mit Strichmarke, die mit dem sichtbaren Nadelträger optisch zur Deckung gebracht werden kann und somit ein sicheres Einsetzen in Anfangs- oder Kennrille ermöglicht. Durch eine Beleuchtungseinrichtung sowie eine Reflektorfläche am Tonabnehmer wird dieser Vorgang unterstützt. Dies ist für den stark zeitorientierten Rundfunk-Sendebetrieb eine wichtige Hilfe.
EMT 929 – Tonarm
Seit etwa 6 Jahren (Anmerkung: gemeint ist der Zeitpunkt bei Drucklegung des Originalprospekts – also vermutlich Ende der 1970er Jahre) wird der klassische Studio-Plattenspieler EMT 930 mit dem Tonarm EMT 929 ausgestattet.
Dieser ist in allen drei Achsen statisch und dynamisch ausbalanciert. Dadurch ist die Empfindlichkeit gegen äußere Störeinflüsse durch Körperschall oder Erschütterungen auf ein absolutes Minimum reduziert.
Durch Präzisionskugellager für alle Bewegungsrichtungen und eine außerordentlich weiche, innere Tonarmleitung, die an einen Steckanschluss für das abgehende NF-Signal geführt ist, erhält man eine extrem geringe Lagerreibung (einschließlich Torsionskraft maximal 0,5 mN (oder 5 Millipond) als Kraft an der Nadelspitze).
Die Auflagekraft wird durch Federwirkung erzeugt und ist von 0 bis 50 mN (0 bis 5 Pond) durch einen Hebel einstellbar. Eine Antiskating-Vorrichtung ergänzt den Tonarm, der alle zeitgemäßen Forderungen erfüllt, sodass sich für absehbare Zeit eine Weiterentwicklung erübrigt.
Von besonderer Wichtigkeit ist die sorgfältige Abstimmung der Tonarmeigenresonanz zusammen mit dem EMT-Abtastsystem TSD 15 in Bezug auf die Schwingungseigenschaften des gesamten Plattenspielersystems.
EMT 950 – Bedienung
Ein planmäßiger Rundfunk-Sendebetrieb erfordert einen unerbittlichen Zeitdruck. Nicht nur die Bedienungspersonen müssen sich diesem unterordnen, sondern auch die Gerätekonstrukteure haben dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Bei der Neukonstruktion des EMT 950 wurde daher auf die zweckmäßige Anordnung der Bedienungselemente ganz besonderen Wert gelegt.
Der rechten Hand ist demnach die Hantierung mit Platte und Tonarm vorbehalten. Mit der linken Hand können auf einem übersichtlichen Drucktastenfeld alle Steuerbefehle gegeben werden. Hierzu zählt nach Netzeinschaltung zunächst die Wahl von Geschwindigkeit und Betriebsart (Mono/Stereo). Ein Tastenpaar dient der Umschaltung von örtlich-manueller Bedienung auf Fernsteuerung. Drei übereinander angeordnete Tasten steuern den Antrieb des Tellers, und zwar sowohl für Wiedergabe, das heißt im Uhrzeigersinn, als auch für Rücklauf gegen den Uhrzeigersinn. Diese erstmals angewandte motorische Lauffunktion wurde im Studiobetrieb bisher nur manuell mit dem Finger am Plattenrand bewirkt, um den Modulationsanfang oder eine bestimmte Takt- oder Textstelle aufzusuchen.
Zwei weitere Tasten dienen der Betätigung der Hebe- und Senkvorrichtung für den Tonarm. Deren Bewegung ist nicht gleichförmig, sondern auf höchste Beschleunigung und Verzögerung bei voller Schonung von Platte und Diamant optimiert, sodass das Aufsetzen schneller und sicherer erfolgt als manuell. Eine weitere Drucktaste schaltet die durch Zylinderlinse gebildete Flächenbeleuchtung für das Tonabnehmersystem im Aufsetzbereich ein. Schließlich seien noch der eingebaute Vorabhörlautsprecher mit Lautstärkeregler und die automatische Stummschaltung während der äußerst kurzen Hochlaufphase erwähnt.
Multimedia
Das folgende Video zeigt einen EMT 950 in einer speziell für die BBC in England angefertigten Version. Zusätzlich enthalten ist hier unter anderem eine digitale Zeitanzeige und ein „Groove Indicator“, welcher den Fortschritt des Tonarms auf dem Plattenteller anzeigt.
Download
Im Download-Center finden Sie viele weitere Informationen zu EMT-Produkten.